Gedanken- und Gefühlversunken

Ich sitze vor dem Tübinger Bahnhof und warte auf die Bahn. Es ist halb 9 und ich denke über den Tag nach, wie er war, wie es mir geht, wie ich fühle, was Nina gerade wohl macht (Busfahren!), höre auf Vögel, die in dem Baum neben der versifften Bahnhofskneipe sitzen und so tun als würden sie schön singen. Der Boden ist voller Kaugummis, ich frage mich wieviele DNA-Proben hier wohl auf dem Boden sind. Und ich sitze auf einer der wenigen Stufen zur Bahnhofshalle. Mein Rucksack ist eigentlich das einzige, was mir an diesem ersten Semestertag schwer vorkam. Nichmal mein Gespräch bei der Studienberatung, oder sonst etwas. Nicht mal, dass ich für einen kurzen Moment verletzt war und meine Beherrschung dahingegangen ist. Irgendwie macht die das diffuse Licht der untergehenden Sonne alles sehr unwirklich, fast märchenhaft und sanft. Ganz egal, ich fühle mich sehr geborgen, auch wenn hier ewig viel Gesindel herumrennt und mein Rücksack mit dem Laptop darin sicherlich nicht sicher ist. Ich setze den Rucksack auf, trinke einen Schluck Tomatensaft aus der Flasche, die ich zuvor mit Nina beim Edeka im Nonnenhaus geholt hatte und stehe auf. Ich bin in Gedanken nicht alleine, laufe zum Bahnsteig, allein mit den Gedanken an den heutigen Tag und meinem Gefühl für SIE in die Bahn und genieße den Gedanken bald ihre Stimme am Telefon hören zu können…