L1B + B2 Visum oder: Wie man als deutsches, unverheiratetes Paar zusammen in die USA auswandern kann.

Disclaimer

Ich übernehme keine Haftung für irgendetwas. Das hier ist einfach mein Erfahrungsbericht der letzten Monate.

TL;DR

Man kann als unverheiratetes, deutsches Paar dann einfach zusammen in die USA auswandern, wen eine_r ein L1-Visum bekommen kann und es okay für euch ist, wenn die_der andere nicht arbeitet und ein B1/B2-Visum beantragt.

Wieso überhaupt dieser Post?

Wir gehören zu den Menschen, die sich sehr gerne schon früh und umfassend zu einem Thema informieren. Das war bei dieser Auswanderungskiste bei uns leider nicht so einfach.
* Es gibt, wenn man googelt ein paar Blog-Einträge von amerikanischen Anwälten
* eine recht gute Beschreibung bei The American Dream
* und die amerikanische Botschaft hat natürlich auch etwas online
Alles, was man so findet ist entweder sehr vage, oder alt, oder total bescheuert. Oder alles.
Deshalb dachte ich: “hey, ich schreib einfach was dazu wie es bei uns lief und vielleicht ist es eine Mischung aus ganz nützlicher Information und eine kleine Hilfe in der ohnehin schon sehr aufregenden Zeit für andere Paare.”

Unsere Randbedingungen

Der No-Brainer: mein L1B-Visum.

Ich konnte für mich ein L1B-Visum beantragen. Der komplette Papierkram wurde für mich von meinem Arbeitgeber gemacht. Ich denke nicht, dass es jemanden gibt, die_der einen L1-Visumsantrag allein macht, da es ja an eine US-Firma gebunden sein muss, darum geht es hier auch nicht wirklich. Ich kann dazu nicht mehr sagen, als dass ich sehr viel Papierkram dabei hatte:

  • 3fache Ausführung von sämtlichen notwendigen Formularen (I–129S, 797,…), ein etwa 7cm dicker Stapel Papier.
  • Urkunden und Nachweise über meinen Bachelor of Science.
  • Meinen bestehenden Arbeitsvertrag hier in Deutschland
  • 2 aktuelle Gehaltszettel
  • Das Foto für den DS–160-Antrag nochmal in “echt” (wir haben die hochgeladen und haben das nicht vor Ort gebraucht)
  • Die Bestätigung für die Bezahlung der Visums-Gebühren

Kopfschmerzen: Welches Visum für Cori?

Als unverheiratetes Paar gibt es eigentlich nur 3 Möglichkeiten gemeinsam “auszuwandern”:

  1. ESTA (normales Touristenvisum für 90 Tage)
  2. B1/B2 Visum, dass einen Aufenthalt bis 180 Tage erlaubt
  3. H1B – ein Arbeitsvisum, dass 1x im Jahr global “verlost” wird. Es melden sich sehr viele Menschen dazu an, es gibt einen Stichtag und die Chancen, dass man es aus Deutschland kommen schafft, sind irgendwo zwischen 40 und 50%, wenn man dem Internet glauben mag.

Für Sprachkurse und Student_innen an amerikanischen Universitäten gibt es noch 1–2 weitere Möglichkeiten, aber dazu kann ich nicht viel sagen. Für das H1B-Visum waren wir schlicht nicht mehr rechtzeitig dran, waren also nach dem Stichtag für eine Bewerbung. Es gab also nur die Möglichkeiten 1 und 2.
Corinna arbeitet in den USA nicht, sondern wird dort ihre Master-Thesis fertig schreiben, also zuhause sein. Deshalb ging das für uns überhaupt “so einfach”. ESTA ist sehr “convenient”, allerdings muss man nach 90 Tagen raus (spricht außerhalb von Nordamerika) und man muss sich unter Umständen schon bei der 1. Einreise bereits unangenehme Fragen gefallen lassen, wenn die Beamten_innen bei der Einwanderungsbehörde mitbekommen, dass ihr eine_n Lebensgefährten_in besucht. Spätestens beim 3. oder 4. Mal kann das auch mal schief gehen. Und einen roten Stempel im Pass möchte niemand haben.
Genau aus diesem Grund existiert das B1/B2-Visum, dass einen dauerhaften Aufenthalt für 180 Tage ermöglicht. Zudem gibt es Annotations, also Anmerkungen, für “cohabiting partners”, sprich: Paare, die zusammen leben. Wir wollten genau das machen und hier fing unsere Unsicherheit an. Man muss nachweisen, dass

  1. man wirklich zusammen ist.
  2. der Partner finanziell abgesichert ist und Ein- und Ausreise bezahlen kann.

Nur, wie macht man das genau?

Unterlagen für das B2 oder: Wie weist man eine “echte” Beziehung nach?

Online findet man meistens irgendwelche schrecklichen Stories dazu, dass es nicht geklappt hat, usw.. Im Grunde ist es ganz einfach.
Wir haben uns die Infos aus dem Netz zusammengeklaubt und dann noch, um sicher zu gehen, bei the American Dream eine halbe Stunde telefonische Beratung gebucht. Die hätten für uns auch alle Papiere fertig gemacht, aber das kann man im Grunde selbst, wenn an Englisch kann. Wir waren vorab schon gut informiert – die Beraterin meinte “Sie haben ja schon wirklich nen Plan, nicht so wie die Meisten anderen” –, haben aber noch 1–2 wichtige Dinge erfahren. Sprich: die 72,-€ waren gut investiert.
Letztendlich ist es so:

  • Man muss nicht zusammen wohnen, sondern einfach zusammen sein. Die Beamten sind darauf geschult Lügner zu erkennen, aber wer nicht gerade eine Beziehung faked bekommt das bestimmt gut rübergebracht.
  • Gemeinsame Verträge oder Bankkonten sind nicht nötig, kann man aber mitbringen, wenn man das hat.
  • Man kann ein bisschen “übertreiben” und sagen, dass man verlobt ist und sich überall als Verlobte_n bezeichnen. Muss aber jeder selbst wissen. Wir haben da nicht gelogen.
  • Es ist wichtig, dass man zwei Dinge nachweist.
    • Dass man weiß, dass mit B2-Visum nicht gearbeitet werden darf, und dass man nach spätestens 6 Monaten ausreisen muss. Das wird man gefragt und mehr als das auch so zu sagen muss man nicht tun. Im Grunde kommt es auch einfach auf ein “Rüberbringen” an, dass man das weiß. Wenn man nicht ungesetzliche Absichten hegt ist das auch kein Problem.
    • Dass man als B2-Inhaber_in über genug finanzielle Mittel verfügt. Wenn man selbst Geld hat, also Sparbücher, usw., dann sollte man darüber Nachweise mit auf die Botschaft nehmen. Anscheinend sind wohl 1000,-$ pro Monat – laut Internet so ein Richtwert. Bei uns war es aber so, dass wir meinen Arbeitsvertrag in den USA dafür als Sicherheit vorgesehen hatten. Zusätzlich hatten wir noch Gehaltszettel und ein Unterstützungsschreiben von Coris Eltern dabei
  • Ich hatte, sozusagen als Zusammenfassung einen “Letter of Support” für Cori geschrieben. Das war ein Hinweis der Beraterin von “ The American Dream” und im Grunde wäre das für die_den Beamten_in das, was wir als erstes gezeigt hätten. Der war mit Kopfzeilen, Datum, Anrede usw. alles in allem 1 A4-Seite lang. Darin standen folgende Dinge:
    • Mein Verdienst und mein Arbeitgeber
    • Mein Wissen darum, dass meine Partnerin nicht arbeiten darf
    • Meine Unterstützung für das Leben vor Ort, für An- und Abreise und für alle anfallenden Kosten
    • Mein Wissen darum, dass meine Partnerin binnen 6 Monaten wieder ausreisen muss, und die Tatsache, dass wir an Weihnachten genau dies beabsichtigen.

Wir hatten letzten Endes folgende Unterlagen für das B2-Visum dabei:

  • meinen Letter of Support
  • Arbeitsvertrag für USA von mir
  • Letter of Support von Coris Eltern
  • Gehaltszettel von Coris Eltern
  • Studienbescheinigung von Cori
  • DS–160 Confirmation – Bescheinigung über den Termin und die bezahlten Kosten für das Visum

Was im Konsulat in Frankfurt geschah:

TIP
Wir sind einen Tag eher angereist. War sehr viel relaxter als am Morgen des Termins nach Frankfurt zu hetzen.

Wir erschienen 40min zu früh für unseren Termin im Konsulat, was aber kein Problem war (man soll laut Konsulat maximal 30min vorher da sein). Man wird vorab schon von einem deutschen Polizisten nach div. “verbotenen” Gegenständen (alle elektronischen Gegenstände) gefragt, wird dann Gruppenweise in das Vorgebäude reingeholt und dann befindet man sich im Grunde in einer Sicherheitskontrolle am Flughafen. Hier war auch der einzige wirklich autoritär auftretende Sicherheitsmensch. Wobei der nicht unfreundlich war. Meiner Meinung nach war der auch deshalb so “kommandierend” (wie die TSA-Officer am Flughafen bisher), damit man weiß, wo man sich befindet. Danach waren alle sehr sehr nett. Beim Weg raus später habe ich mich bestimmt 5 Minuten mit einem Officer über amerikanische Muscle Cars unterhalten.
Letztendlich standen wir dann an einer “Verkettung” von Schaltern. Wir sind jeder an einzelne Schalter gegangen, haben aber erfahren, dass wir hätten gleich zusammen an einen Schalter gehen sollen, also, hier zwei Tips:

  1.  WICHTIG Geht gleich zusammen an einen Schalter, auch wenn ihr unterschiedliche Visa-Typen habt. Überall steht, dass man nur als verheiratetes Paar zusammen an einen Schalter soll, die aktuelle Praxis ist aber, dass alle Paare “gemeinsam” abgefrühstückt werden. Wir haben die Vermutung, dass Cori im späteren Verlauf sehr viel ausführlicher befragt worden wäre. Können wir nicht belegen, aber es war sehr auffällig, dass fast ausschließlich ich für das L1 befragt wurde. Was nicht ganz klar ist, ist, ob wir nicht doch hätten auch das DS160 von Cori bei mir mit ausfüllen können, aber das stellte vor Ort kein Problem dar. Lediglich wurde ihr pass nicht wie angegeben an ihre Adresse geschickt, sondern mit meinem zu mir nach Hause. Wir waren ja dann vor Ort “ein gemeinsamer Vorgang”.
  2. In Frankfurt stehen vor dem 1. Schalter auf einem unscheinbaren Zettel die 3 Dokumente, die die brauchen. Ich musste am Schalter vor Ort aus meinem riesigen Stapel erst noch die eigentlichen Dinge raussuchen. Offenbar hat mein Rechtsanwaltsteam lieber von allem zu viel mitgegeben.

Bei den beiden ersten Schaltern bekamen überall auf Deutsch gesagt, was man tun soll, bis hier muss man sich also keinerlei Gedanken machen. Nach 2x Fingerabdruck nehmen, Papiere hin und her sortieren und ein wenig überfordert sein von unserer Seite bekommt man dann schließlich eine Wartenummer.

Wir haben vielleicht 15min gewartet.
Dann das gefürchtete Interview. Im Ernst, ich konnte die Nacht davor nicht schlafen. Gar nicht.
Das Interview findet an einem Schalter – wie bei ner Bank – statt. Die Menschen hinter dem Schalter haben schon die Unterlagen, die man davor abgegeben hat, parat, schauen auf den Computerbildschirm und auf die Unterlagen und fragen einen dann Dinge.
Im Grunde hat Papierraschlerei und das Abstempeln von Unterlagen von insgesamt 5–6 Minuten am Schalter bestimmt 3 Minuten gedauert. Die Fragen waren wirklich easy-peasy. An welchem Ort werde ich arbeiten? Wie lange (bei einem L1 Visum sind es 5 Jahre)? Was ist meine Jobbezeichnung in Amerika? Ich wurde nach HockeyApp gefragt, wobei das eventuell eine private Frage der Beamtin war, so viel wie sie dabei gelacht hat. Wir haben ein bisschen gefeixt, weil unser Firmenmaskottchen ein Zamboni ist. Ich denke, dass aber auch das zum “Programm” gehört. Einfach damit die Beamten_innen ein Gefühl bekommen, wer da vor ihnen steht.
Corinna wurde 3 Dinge gefragt:

  1. Ob Cori Verwandte in den USA hat. Hat sie auch nicht.
  2. Weiß sie, dass sie nach 6 Monaten ausreisen muss? Ja, weiß sie, Cori erwähnt, dass wir an Weihnachten die Familien in Deutschland besuchen gehen.
  3. Will Cori in dem Visum die Anmerkung für “co-habitting partners” haben? Wir haben das bejaht. Ich weiß nicht, ob ein “nein”, noch Fragen nach sich gezogen hätte. Es kann mit der Anmerkung sein, dass Cori, sollte sie alleine ein-/ausreisen, an der Grenze noch 1–2 Fragen mehr gefragt wird, aber sonst sollte das keine Auswirkungen haben. Wir werden hauptsächlich gemeinsam unterwegs sein, von daher haben wir uns für die Annotation” entschieden.

Das war’s auch schon. Wir mussten **NICHTS** vorzeigen. Was wohl an der Kombination aus L1-Visum bei einer US-Firma, allen notwengien Papieren und einer “true story” lag. Wir haben sofort Bescheid bekommen, dass die Visa approved sind und haben glücklich das Konsulat verlassen. Die Pässe kamen ein paar Tage später mit Visum per Einschreiben.

Ihr denkt: “Das alles ist ja voll easy!”. Ganz ehrlich. Das war es auch. Aber: man sollte doch ein paar Dinge richtig machen. Mein Visum war von Profis vorausgefüllt und deshalb sehr einfach. Bei dem B2 hatten wir zunächst keine Hilfe, bzw. wir haben uns entschieden das in großen Teilen selbst zu machen. Falls ihr keine Hilfe habt:
1. Informiert euch.
Für Cori haben wir uns ziemlich umfassen informiert – und haben auch Geld dafür ausgegeben.

2. Keine Lügen. Sagt einfach wie es ist.
Wir haben die Beamten nicht belogen. Nicht vorgespielt zusammen zu wohnen, etc. Das ist in jedem Fall eine dumme Idee. Die merken das. Ehrlich. Vor uns war ein Mitarbeiter einer relativ bekannten deutschen Firma, der noch nicht alle Papiere oder Infos zusammen hatte um sein L1-Visum zu bekommen und der hat wohl trotzdem schon mal einen Termin gemacht und irgendwas hingenuschelt. Nix da. Die Beamtin am Schalter, die zu uns unglaublich nett war, hat ihn bestimmt 20min mit Fragen gegrillt und ihn mit einem “machen sie einen neuen Termin” weggeschickt.

3. Wenn was nicht klappt, lasst euch nen neuen Termin geben.
Selbst, wenn der Mensch hinterm Schalter sagt, dass was fehlt, etwas nicht glaubt, oder sonst was: Fragt, wie ihr das nachweisen könnt, was noch fehlt, und ob ihr einen weiteren Termin bekommen könnt. Lieber nochmal kommen statt nen roten Stempel, der die Einreise für 1 Jahr blockiert.

 

So, ich hoffe, dass das irgendwie half. Oder zumindest interessant war.

<3
Benny