7,5 Stunden “Aua”.

Da ich hier in Seattle endlich einen für mich passenden Tätowierer (Daniel) in einem wirklich netten Studio (Sudio Arcanum) gefunden habe. Es ist das ehemalige Studio von Benjamin Moss, dessen Tattoos mich Ende der 90er echt umgehauen haben, ein echter “sowas geht?!”-Moment war das damals. Aber darum geht’s jetzt ja nicht.

Jedenfalls stand kürzlich die 1. Session an und ich wusste von vornherein, dass es etwas “länger” gehen würde. Also länger als die 1-5 Stunden, die meine Sessions sonst so gingen. Daniel wollte so viel es geht an Outlines schaffen, sprich: ich würde den ganzen Tag im Studio sein. Letzten Endes waren es dann “nur” knappe 8 Stunden Tätowierzeit, aber insgesamt war ich über 11 Stunden im Studio, mit Besprechen, Vorzeichnen usw.. Ich habe im Vorfeld ein wenig recherchiert, und ich hatte bestimmt 10 “oh Gott,  das Internet!”-Momente. Allein schon was man zu Tattoos allgemein findet *brrrrrr* Schröcklich!

Hier mal, was ich so für mich getan hab, um den langen Tag gut rumzukriegen und die Tattoosession gut zu überstehen. Irgendwie ist das meiste eigentlich eh “oller Tobak” wenn man schon tätowiert ist, aber vielleicht findet das ja wer hilfreich:

  1. Schlafen und ausgeruht sein.
    Ich habe bestimmt 9h in der Nacht davor geschlafen und morgens in Ruhe mit C. gefrühstückt. Blos keinen Stress haben. Ich glaube das mit dem Schlaf ist nicht sooo wichtig, das mit dem Stress aber schon. Ist ja irgendwie doof, wenn der Körper das ganze Adrenalin schon im Voraus verschossen hat.
  2.  Vorher essen.
    Ausreichend satt sein, von Anfang an, und nicht zu schwer, damit es nicht auf den Kreislauf geht. Ich hab da in der Vergangenheit schon auch mal zu viel gegessen, was glaube ich dieses Mal echt in die Hose gegangen wäre. Ist halt doof, wenn der Körper vollgefuttert Schmerz aushalten soll.
  3. Wahrend dessen essen.
    Während der Session weiter trinken und essen, nicht nur Zuckerkram, sondern auch was, das länger anhält. Meine Frau hat mich wundervoll mit Essen und Trinken versorgt, das hat wirklich was gebracht. Oft hatte ich nur Bananen dabei oder ne Brezel, weswegen ich gegen Ende anderer Sessions meist hungrig war. Ich hätte nicht gedacht, dass das so was bringt. (Ich hatte ein fettes Sandwich über den Tag verteilt, plus Kinderriegel und Zeugs).
  4. Kleidung.
    Warm und bequem angezogen sein. Ist ja eh irgendwie klar, aber wenn’s so lang geht echt ein muss. Ich hatte extra ne Jogginghose mit, aber hab dann doch die ganze Zeit meine Jeans angehabt. Hat also nicht so doll was gebracht.
  5. Temperatur.
    Ich frier beim Tätowieren gern. Man bewegt sich nicht, man schwitzt vielleicht (ich eher nicht so, zumindest beim Tätowieren nicht), und dann wird’s kalt, besonders auch wenn man nicht genug futtert. Ich hatte Kuschelsocken an (yay!) und mein Tätowierer hat ziemlich drauf geschaut, dass es warm genug ist. Ich hab in der Vergangenheit oft zu spät gesagt, dass es mir kalt ist. Blos nicht machen. Für mich war das n riesiger Unterschied.
  6. Lesestoff/Tablet/Musik
    Finde ich eigentlich eher nervig und unnötig. In den Studios läuft meist gute Musik (ist mit ein Auswahlkriterium) und man unterhält sich ja gut mit seinem Tätowierer (ein weiteres Kriterium). Nach 5h ist das dann aber auch genug. Ich hab’s bei der 2. Session mit lesen versucht. Werde ich nicht wieder tun. Man muss umblättern und seine Körperposition für’s lesen verändern oder beibehalten, was das tätowieren noch unbequemer gemacht hat. Bei der 1. sehr langen Session haben wir einen Film geschaut. Finde ich besser, weil man auch nur hören oder nur ab und zu hingucken kann.
  7. Pausen
    Wichtig, aber nicht ZU lange. 1. kommt der Tätowierer dann nicht in seinen “Flow” und 2. geht dann ganz wundervoll der Adrenalinspiegel nach unten. Hatte ich in einer Session 2015 mal, muss nicht wieder sein.
  8. Betäubungssalbe & Schmerztabletten
    Hab ich nicht benutzt und werd ich auch nicht machen. Wenn ich einen Schmerz nicht mehr aushalten kann, sollte ich einfach aufhören.

Fazit:

Also eigentlich alles genau so machen, wie bei einer 2h Session, allerdings merkt man eher, wenn man was falsch gemacht oder zu wenig beachtet hat.

Bevor wer nach dem Motiv/Tattoo frägt. Mal sehen ob und wann ich das im Internet teile, aktuell tendiere ich dazu das dem Künstler zu überlassen ob er das irgendwo posten will. In jedem Fall wird das noch n Weilchen dauern.

Und hier noch das Motiv, dass mich damals, als ich das Tätowiermagazin gekauft und aufgeschlagen hab, so umgehauen hat:

Tattoo by Benjamin Moss, Apocalypse Tattoo Berlin/Seattle.
Tattoo by Benjamin Moss, Apocalypse Tattoo Berlin/Seattle.