Ich habe mal von der Faszination des “roten Knopfes” gelesen. Knöpfe an sich – so würden die Interaktionsdesigner*innen sagen – haben ja in sich schon die implizite Aufforderung, dass sie gedrückt werden wollen. Das ist gelernt, wir drücken unser Leben lang schon Knöpfe. Und rote Knöpfe sind nochmal eine Sache für sich. Ich würde gerne mal auf so einen roten Knopf drücken, einfach um zu sehen, wie es sich anfühlt. Das die Welt noch steht, wo doch die roten Knöpfe so faszinierend sind… man stelle sich nur vor, dass in Zeiten des kalten Krieges, die damaligen Führer™ der Welt nicht hätten an sich halten können und “Boom”, Atomkrieg. Ist ja zum Glück nicht passiert.
Ich drücke in meinem Leben auch Knöpfe. Rote sind nicht dabei. Dennoch: Ein Knopfdruck setzt Dinge in Bewegung.
Vor 10 Tagen stand ich mit S. in einem Reisebüro und wir buchten “last minute” 7 Tage Cluburlaub, 5 Sterne, alles inklusive, mit hoffentlich allem Pipapo. Vernünftiger wäre es gewesen, das Geld zu sparen, doch…ich brauche Urlaub, ich brauche warm, ein wenig Abstand. Und wenn nicht der beste Freund, wer dann eignet sich für so etwas. Trotzdem: ein Knopfdruck und schon fliegt man nach Ägypten.
Ich bin ja mal gespannt, wie es so ist am roten Meer zu sein, wenn ein paar hundert, oder vielleicht tausend Kilometer weiter der IS Knöpfe in Köpfen und auf Gewehren drückt. Aber eigentlich ist dieser räumliche Abstand, den man hat ja ohnehin Illusion. Wir in Deutschland sind mitten drin im Kriegsknöpfedrücken. Es fällt nur leichter das auszublenden. Und nach 3 Cocktails am Pool habe ich da sicher auch keine Probleme damit …
Ich drücke Knöpfe bei Menschen. Mein Verhalten macht Menschen weinen, lachen, sich bedanken, sich öffnen,… und daran wurde ich auch immer wieder erinnert. Im Guten, wie im Schlechten und ein wenig behutsamer sein, ich glaube das wäre gut. Weniger Knöpfe drücken also.
Parallel habe ich die Schotten geöffnet. Dieser Knopf war ziemlich schwer zu drücken. Sich wieder auf Menschen einlassen ist nicht gerade einfach. Und das wiederum wird mit dem riesigen Arbeitsknopf im Kopf ganz schön verzwickt.
Ich habe nämlich auf den “sign”-Knopf im Einstellungsportal bei Microsoft gedrückt. Ich arbeite also ab demnächst für die Microsoft Corp. Mit allem, was dazu gehört. Umzug nach Washington State, an die Westküste der USA. Klar gibt es noch ein “zurück”, aber den reizt es mich gerade überhaupt nicht zu drücken. Seit März war mit klar, dass ich den Knopf drücken würde, sollte er auftauchen. Und nach 9 Monaten Unklarheit, ist klar: es geht in die USA. Nicht für immer, aber für die nächsten 2 Jahre (Mindestdauer ist 1 Jahr, aber es soll sich ja auch lohnen). Mann, was für eine Aktion, diesen Knopf zu drücken!
Und dann eben wieder der “Schotten auf”-Knopf. Was mache ich, lasse ich mich auf neue, alte, … (Herz-)Menschen ein? Wie geht man da mit seinen Freunden so um?
Also ich habe beschlossen damit ganz offen zu sein. Ich habe den “start”-Knopf gedrückt.
Und dann muss man doch auch wieder den “Nachtschwestern/-pfleger”-Knopf drücken. Wenn es dann doch mal zu viel wird.
Und genau dann bin ich froh, dass ich nach Ägypten fliege und den “buchen”-Knopf gedrückt habe.
Und den “WGT 2015”-Knopf, der neben meinem 1. WGT seit 2006 auch ein Kurztrip mit C. wird. Ich bin schrecklich aufgeregt. Was gut ist.
Knöpfe drücken ist eben so Vieles: es kann einem Angst machen, angenehm Kribbeln, Kraft geben, Zöpfe abschneiden, oder auch Türen öffnen.