Spiegelstunden

Manchmal, wenn ich mich so im Spiegel angucke und meine Falten sehe, spüre, was mir an meinem Körper denn jetzt schon so alles zwickt und ich die Wage bei Nina am liebsten an die Wand werfen möchte, weil mir ihre ungeschminkte Wahrheit nicht passt, ja, dann fühle ich mich echt alt.

Manchmal, wenn ich mit Nina ungeheuerliche Witze mache, wir uns totlachen, wir darüber reden, was uns wichtig ist, wenn ich meine Werte, Wünsche und Ideale so mit anderen Menschen teile und die mich dann verständnislos ansehen, dann fühle ich mich wild und jung.

Manchmal, wenn ich mich dabei ertappe, was ich mir wohl in 1 Jahr für einen Firmenwagen hole, wenn ich überlege, welchen Fernseher ich gerne daheim hätte, wenn ich mir vorstelle, was ich mir bald alles leisten kann, dann komme ich mir so langweilig und versnobbt vor. Kapitalistenschwein.

Manchmal, wenn ich über Dinge lese, die manche Menschen (es gruselt mich dabei, dass dies Menschen sind) fähig sind zu tun, wenn ich lese, wie Schweine lebendig zur Seuchenbekämpfung begraben werden, wenn ich an die vergewaltigten Kinder, den Hunger, Krieg und den Tod denke, dann schäme ich mich ein Mensch zu sein.

-…

Vielleicht mache ich aus „Spiegelstunden“ eine kleine Serien von Blogeinträgen. Vielleicht wollen ja andere mitmachen?!